Chronik

So fing es an
Nach dem ersten Weltkrieg brachten Knittlinger Kriegsteilnehmer, die in England in Gefangenschaft waren, die Idee dieses „sonderbaren“ Spiels, das sich Fußball nannte, mit zurück in die Heimat. Etliche andere arbeiteten in Pforzheim, wo man im Jahre 1919 schon Fußball spielte, schauten dort einmal zu und waren hellauf begeistert. So kam es, daß man in der Fauststadt schon im Jahre 1919, also ein Jahr vor der Gründung des Fußballvereins, schon „kickte“.
Und da in Deutschland schon damals ohne ordentliche Organisation nichts ging, schlossen sich die Fußballbegeisterten dem seinerzeitigen „Freien Turnverein“ an. Unter dessen Namen machte man dann mit einigen Freundschaftsspielen auch die ersten zaghaften Gehversuche.
Aber schon bald klappte es mit den Turnern nicht mehr so richtig, insbesondere die Vorstandschaft des TV zeigte immer weniger Interesse an diesem seltsamen Sport, dem man damals keine fünf Jahre Lebensdauer prophezeite.
So kam es, wie es kommen mußte. Eines schönen Tages Schloß man die Fußballer kurzerhand aus dem „Freien Turnverein“ aus. Die Lawine jedoch, die man seit vielen Jahren fast ehrfurchtsvoll „König Fußball“ nennt und die in punkto Begeisterung immer wieder neue Höhepunkte findet, war nicht mehr aufzuhalten.
Gründung
Im Gasthaus „Zum Engel“ trafen sich im Februar des Jahres 1920 die unentwegten Balltreter, um einen eigenen Verein, den  Fußballverein 1920 Knittlingen, aus der Taufe zu heben. Die erste Vorstandschaft, auf die die Gründungsversammlung damals setzte, hatte folgendes Aussehen: 1. Vorsitzender Wilhelm Leger; 2. Vorsitzender Friedrich Rüdinger; Kassier Hans Moser; Schriftführer und Spielleiter Hermann Steinhilper. Diese vier unterzeichneten auch die ersten Statuten, die sich der junge Verein damals gab. Somit war der Grundstein gelegt. Zahlreiche Spieler erklärten sich sofort mit dem neuen Verein solidarisch, andere kamen später nach und nach dazu.
Der Gründermannschaft gehörten die folgenden Fußballer an: Christian Jülle (er war auch der erste Schiedsrichter des Vereins), Hermann Beck, August Merkle, Heinrich Bischoff, August Dietz, Hermann Steinhilper, Otto Wolf (der erste Trainer des FVK und Hauptinitiator der Fußballbewegung in der Fauststadt), Martin Hornung, Paul Etter, Hermann Förg, Karl Jost, Fritz Kicherer, Ludwig Jost, Adolf Bickel, Karl Hildenbrandt, Hermann Wirth
Die Begeisterung war in Knittlingen damals so groß, daß man zeitweilig bis zu fünf komplette Mannschaften aufstellen konnte. Davon kann man heute insbesondere im Hinblick auf die immer dramatischer werdenden Nachwuchsprobleme nur träumen. Im Jahre 1924 widmete man sich erstmals verstärkt auch der Jugendarbeit.
Platzfrage
Als einer der größten Leistungen der damaligen Zeit darf wohl die Schaffung eines eigenen Sportplatzes bezeichnet werden. Dem ersten Gelände überhaupt im Bohnenberg folgten Pläne, einen Platz auf der Hälde anzulegen. Diese Vorhaben scheiterte jedoch am Veto der Forstverwaltung sowie an der Interesselosigkeit der damaligen Stadtväter, die, im Gegensatz zu heute, überhaupt noch kein Verständnis für diese neumodische Sportart aufzubringen vermochten.
Lediglich ein Sumpfgelände am Bohnenberg war den Ratsherren abzuzwacken. In vielen ungezählten Einsatzstunden, meist Nachtarbeit, wurde der neue Sportplatz in den Jahren 1926/27 unter schwierigsten Bedingungen drainiert und hergerichtet. Und in Anbetracht dieses Schlammplatzes wurde auch der heute noch bekannte Schlachtruf des FVK geboren:
„Und wenn der ganze Sportplatz unter Wasser steht, ja der FVK der bleibt bestehn.“
Ebenfalls in Gemeinschaftsarbeit wurde im Jahre 1927 beim Sportplatz ein Clubhaus erstellt, das damals in der gesamten Umgebung seinesgleichen suchte. Die Kicker nannten einen Wirtschaftsraum und zwei Umkleideräume ihr eigen. Für die damalige doch recht arme Zeit sicherlich eine enorme Leistung, die ausschließlich durch Eigenarbeit, und Spenden der Mitglieder realisiert wurde.
Dieses gemeinsame Schaffen trug natürlich auch dazu bei, das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Fußballer zu fördern, und so war es nicht verwunderlich, daß die sportlichen Erfolge der von Anfang an „ins Badische“ spielenden Fauststädter (in der näheren Umgebung gab es damals noch kaum weitere Fußballvereine, auch nicht lange auf sich warten ließen.
Erfolge
An großen Erfolgen sind insbesondere den älteren Mitgliedern natürlich teilweise auch durch mündliche Überlieferungen noch bekannt, daß man schon in den Gründungsjahren auf dem VfB Mühlburg-Platz ein Entscheidungsspiel um den Aufstieg in die damalige A-Klasse gegen den FV Wössingen durch eine (wie sollte es auch anders sein) unglückliche Schiedsrichter-Entscheidung mit 1:2 verlor. 1930, beim 10jährigen Jubiläum, 7:5 Toren.
1930/31 wurde man Meister der B-Klasse, scheiterte aber in den Aufstiegsspielen erneut. Den gleichen Erfolg wiederholte man ein Jahr später. Hier hatten die Kicker des FVK dann allerdings mehr Glück und schafften erstmals den Aufstieg in die A-Klasse des Kreises Karlsruhe, aus der man jedoch nach nur einjährigem Gastspiel postwendend wieder absteigen mußte. Diesen Mißerfolg im Jahr der Weltwirtschaftskrise begründete man mit Aufstellungsschwierigkeiten, zumal der Turnverein zu dieser Zeit auch wieder zwei Fußballteams unterhielt.
Ab dem Jahre 1933 spielte der FV Knittlingen dann in der württembergischen B-Klasse, wo man 1935 Meister werden konnte und danach wieder zwei Jahre der A-Klasse angehörte.
Vorläufiges Ende
Das vorläufige Ende für die Kicker des FV Knittlingenkam 1939, als alles zu den Waffen gerufen wurde. Der große Aderlaß, den auch der FVK hier zu leisten hatte, wird allein in der damaligen A-Jugend deutlich, die 1939 den Titel des Staffelmeisters errang und aus der gleich zehn Kameraden nach Kriegsende nicht mehr aus dem Feld zurückkehrten. Sie waren für „Volk Vaterland“ gefallen.
Im Jahre 1939 wurde zusammen mit der Turn- und Festhalle auch der danebenliegende neue Sportplatz fertiggestellt, vor dem Krieg jedoch kein Verbandsspiel mehr auf diesem ausgetragen wurde. Die Jahre 1939 bis 1946 sind in der Chronik des FV Knittlingen unbeschriebene Blätter, in dieser Zeit ruhten Spielbetrieb und Vereinsleben vollkommen.
Neubeginn
1946 ging es wieder los. Unverdrossen und mit neuem Lebensmut richtete man unter schwierigsten Bedingungen den durch die Besatzungstruppen zweckentfremdeten und verwahrlosten Platz wieder her, erstellte Tore und begann einfach mit dem „kicken“.
Die neue Vorstandschaft, die ausnahmslos auch Nicht-Parteimitgliedern bestehen mußte, hatte damals folgendes Aussehen: 1. Vorsitzender Hermann Burkhardt; 2. Vorsitzender und Schriftführer Walter Sailer; Kassier Willi Happel. In dieser schweren Zeitstellte man dem Vereinsgeschehen den Wahlspruch voran, der auch heutzutage, allerdings mehr in wein- bzw. biersehliger Runde ab und zu noch zu hören ist:
„Drum ihr neunzehnhundertzwanziger haltet euer Wort, halt den FVK in Ehren, daß er blühe fort.“
Unter der Führung von Ludwig Jost, der im Jahre 1962 leider allzu früh verstorben ist, begann man in den Jahren 1952/53 mit dem Bau des heutigen Clubhauses, dem dann 1965 der Anbau mit grossem Saal-, Umkleide- und Sanitärräumlichkeiten sowie zwei vollautomatischen Kegelbahnen folgte. Hier haben sich insbesondere der langjährige Vorsitzende und Ehrenvorsitzende Ernst Weischedel sowie das langjährige Ausschußmitglied Dr. Franz Streibel große und bleibende Verdienste erworben. Leider war es diesen beiden „Motoren“ des FVK auch nicht mehr lange vergönnt, die Früchte ihrer unermüdlichen ehrenamtlichen Arbeit zu genießen.
Die jüngsten Erfolge, Mißerfolge und sonstigen Ereignisse werden den meisten sicherlich noch in frischer Erinnerung sein, so daß wir uns hier wohl auf wenige abschließende markante Daten beschränken können. Nachdem die erste Mannschaft in den fünfziger Jahren den endgültigen Aufstieg in die B-Klasse (heute vergleichbar mit der Kreisliga A) geschafft hatte, wurde man hier 1960 sogar Meister, sieg jedoch nach nur einjährigem, recht unglücklich verlaufenen Gastspiel wieder aus der A-Klasse ab.
Ein langer Traum ging für die Knittlinger Fußballer mit der Einweihung des neuen Weißachstadions am 1. Mai 1965 in Erfüllung, das mit seinem großzügigen Rasen- und Tennenspielfeld einschließlich Flutlichtanlagen lange zeit vorbildlich war und selbst Vergleiche mit größeren Städten und Gemeinden nicht zu scheuen brauchte. Doch auch dies ist zwischenzeitlich Geschichte, der Hartplatz mußte 1993 grundlegend saniert werden und auch das Rasenspielfeld hätte eine Regeneration dringend nötig. Saniert wurden vor wenigen Jahren auch die leichtathletischen Anlagen des Stadions, dabei erhielt die Laufbahn einen Tartanbelag. Ein solcher schmückt auch das überwiegend vom Turn- und Sportverein der Fauststadt genutzte Kleinspielfeld. Auch das Clubhaus samt Kegelbahn wurde in den letzten Jahren schon mehrfach renoviert und modernisiert.
Der Wechsel zum Badischen Fußballverband, den der damalige Vereinschef Hans Schiffer und seinen Vorstandskollegen mit Nachdruck forcierten und zusammen mit einigen anderen „Alt-Württembergern“ schließlich auch unerwartet schnell durchsetzten, hat sich dabei durchaus belebend ausgewirkt. Leider blieb der ganz große Wurf im Jahr 1995 (75 Jahre FVK) aus. Aber 1996 gelang dem FVK, an die zwischenzeitlich schon rund 26 Jahre zurückliegenden wohl erfolgreichsten Zeiten in der Vereinsgeschichte anzuknüpfen, als man, damals ebenfalls in die niedrigste Spielklasse abgestiegen, sprichwörtlich wie Phönix aus der Asche aufstieg. Obwohl damals ein Großteil der vermeintlich guten Spieler den Verein verließ, gelang es Trainer Helmut Bauer mit dem eigenen Nachwuchs im Durchmarsch nicht nur in die B-, sondern ein Jahr danach auch gleich noch in die A-Klasse (die spätere Berzirksliga) aufzusteigen. Als C-Klassenmeister erreichte man damals nach Siegen über Poppenweiler (7:1) und den FC Marbach (4:2, dieser gehörte danach lange Jahre zu den Spitzenteams der Baden-Württembergischen Amateuer-Oberliga) sogar das Bezirks-Pokalendspiel, in dem man nur mit viel Pech dem A-Klassenvertreter TV Neckarweihingen mit 1:2 unterlag.
Daß „König Fußball“ in Zukunft sein Zepter im Weißachstadion und damit auch in der Fauststadt schwingen wird, dafür sorgen sicherlich nicht nur die derzeitige Erste, sondern auch eine bestens funktionierende Vorstandschaft und vor allem der hoffnungsvolle Nachwuchs des FVK, der ebenfalls vom Wechsel in den Kreis Pforzheim profitierte und hier schon mit einigen guten Erfolgen auf sich aufmerksam machte und damit wohl in erster Linie die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt sein dürften.